Gerade komme ich zur Tür herein, lege meinen Koffer in die Ecke und schmeiße mich auf mein Bett. Hinter mir liegt eine dreitägige Reise nach Berlin, die ich auf Einladung meiner Bundestagsabgeordneten Ulla Burchardt gemacht habe. Ich bin müde, die Zugfahrt hat geschlaucht.
Ich denke noch kurz zurück. Mittwoch um halb elf traf ich auf die Reisgruppe, mit der ich nun die nächsten Tage verbracht habe. Gemeinsam mit etwa 45 weiteren jeglichen Alters stieg ich in den Zug und fuhr nach Berlin. Willens, die kommenden drei Tage als Urlaub zu sehen, freute ich mich auf entspannte Tage mit Programm und doch ohne Organisationsaufwand meinerseits. Alles war entweder vom Büro Burchardt oder dem Bundespresseamt, dem letztlichen Ausrichter der Tour, organisiert. In Berlin angekommen ging es direkt in eine Ausstellung über Willy Brandt im Schöneberger Rathaus. Auf einer kleinen Führung wurde über seine Karriere und sein Leben berichtet, ein kurzer Dokumentationsfilm rundete alles ab und es ging direkt wieder in den Bus. Es folgte eine Stadtrundfahrt und dann zum Hotel Adrema.
Check In und dann in die Zimmer. Zwei- Bett Zimmer. Sehr hell, modern ausgestattet. Das Badezimmer sauber und gepflegt und doch gleichzeitig ein Highlight. Es war von Glas umschlossen. Ich schaute aus dem Badezimmer direkt auf die Betten und stellte fest, dass die Toilette keine eigene Tür hatte. Die vorgesehene Tür war zugleich die Außentür des Badezimmers zum Hotelzimmer. Ich konnte also meinem Zimmerpartner entweder beim Toilettengang zuschauen (vom Bett direkt durch die Scheibe auf zum stillen Örtchen) oder ihm zuhören, da bei geschlossener Toilettentür oben ein Spalt offen blieb und eben das Badezimmer ebenfalls geöffnet war, da die Tür ja nun für die Toilette verwendet worden ist. Das Hotel darauf angesprochen wurde mir entgegnet, dass dieses nun modernes Design sei. Nach dem Abendessen fuhr die Gruppe noch zum Reichstag und besichtigte die Kuppel. Ich entschwand in die Kulturfrabrik. Es war wohl ein altes, besetztes Haus, das in seinem Ursprung eine Heeresschlachterei war und nun zu einer kulturellen Institution in Berlin avancierte.
Tag zwei war denn nicht nur Bergfest sondern auch gleich der Höhepunkt. Wir fuhren zum Willy- Brandt Haus, der SPD- Zentrale, und bekamen eine kleine Führung. Zu meiner Überraschung stieß dann der AG 60plus Vorsitzende aus Dortmund zu uns. Ich schwänzte die Führung und diskutierte mit ihm viel eher die Frage, wie wir als SPD mit dem Europawahlergebnis umgehen sollten. Aber eigentlich war das auch nur die Vorbereitung für das Gespräch mit Kajo Wasserhövel, dem Geschäftsführer der SPD und Verantwortlichen für die Organisation der Wahlkämpfe. Er hat sehr offen die Probleme angesprochen und darauf verwiesen, dass es uns sicherlich gelungen sei, unser Wählerpotential auszuschöpfen. Allerdings sah er hierin nur eine Konsequenz und nicht das Hauptproblem. Er stellte fest, dass es nicht gelungen sei, eine ausreichende Emotionalisierung zu erreichen und wir zugleich die eigene Partei nicht mobilisieren konnten. Zu meiner Überraschung sprach er das strukturelle Problem der SPD an, das in den vergangenen Jahren immer größer geworden sei und die SPD in den kommenden Jahren lösen müsse. Damit sprach er einen wunden Punkt an. Nach kurzer Diskussion machte Ulla Burchardt denn dann auch spontan den Vorschlag, dass die Dortmunder SPD nach den großen Wahlen eine Veranstaltung zu dem Thema machen will. Ich bin schon jetzt gespannt und freue mich auf die Diskussionen!
Danach ging es ins Paul- Löbe- Haus. Dort zeigte Ulla Bruchardt mir ihr Büro, stellte mir kurz das Team vor und es ging in den Sitzungssaal des Ausschusses Technik und Forschung, dem sie vorsaß. Wir besprachen in großer Runde den operativen Wahlkampf in Dortmund, sie zeigte uns das verzweigte Tunnelsystem, das die Abgeordnetenhäuser mit dem Reichstag verband. Kurz noch ein Gruppenfoto und dann ging es auf eine Spreefahrt mit Abendessen.
Am Abend landete ich dann noch in einer ziemlich affigen Disko (Q-Dorf) und fiel um zwei oder drei ins Bett. Immerhin stand heute (also Tag drei) noch der Besuch des Mahnmals der ermordeten Juden in Europa auf dem Programm. Diesen zu verarbeiten braucht aber glaube ich noch ein wenig. Der Besuch im Ministerium für Arbeit und Soziales bleibt hier unkommentiert, der Vollständigkeit halber aber erwähnt.
Wenn ich nun zurück Blicke, habe ich viel gesehen und viel erlebt. Aber ein klassischer Urlaub war es sicherlich dennoch nicht. Dazu sind diese BPA- Fahrten dann zu straff organisiert und erlauben zu wenig Individualität. Anders ist das aber wahrscheinlich auch nicht zu lösen. Vielleicht werde ich einzelne Programmpunkte in den kommenden Tagen noch ein wenig ausführlicher beschreiben. Nun aber werde ich die Augen schließen und ein wenig Schlaf nachholen.
Herzlichst,
Platzebo