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14
Aug
09

Wacken 2009, nie da gewesen, aber durch die Presse live dabei?

„Kommst Du am Wochenende mit?“ fragte ich vor 5 Jahren. „Nö, ich fahr zum Wacken am Wochenende!“ Meine erste Reaktion war ein klassisches „Ah!“, ohne jedoch zu wissen, worum es ging. Es wirkte aber wohl nicht sehr souverän, da ich prompt die Erklärung geliefert bekam. So lernte ich also, dass das Wacken ein Metal Festival ist – liebeR  LeserIn  entschuldigt bitte, wenn Sie es nach wie vor anders beschreiben würden, aber eine tiefergehende Differenzierung wäre für mich peinlich und wahrscheinlich ebenso falsch.  Das Wacken ist also ein Festival, das irgendwo in Schleswig- Holstein stattfindet. Dabei ist der Name „Wacken“ der Name einer Gemeinde/Dorfes/Ortes mit viel Fläche drumherum. Ich lernte, dass dort andere Bands spielen, als beim Ring oder beim Hurricane und dass die Ausrichtung insgesamt etwas „härter“ sei.

Seitdem beobachtete ich jedes Jahr, wie dieses Festival wuchs und mit der Zeit verstand ich dann auch die vielen Devotionalien- Shirts, auf denen immer nur ein WOA XY stand. Ich begriff, dass die Feuerwehrortskappelle zu einem Kultstatus hochstilisiert worden ist und dass dieses Festival insbesondere durch seine Brüche lebte. Ein spießiges Bauerndorf mit einem geschlossenen Tante- Emma- Laden, der zum Festival immer wieder eröffnete, wird nun alljährlich von mehreren Zentausend Menschen überströmt, die alle vollkommen anders ticken, als die „Ur- Einwohner“ des Ortes. Störte sich wohl zu Beginn der Festival- Ära der Ortsvorsteher/Bürgermeister immer, dass sein Ortsschild geklaut worden war, freut er sich heute über eine spektakuläre Bekanntheit seines Ortes und sicherlich auch über die Anzahl der Übernachtungen, auf die so manche Kommune in Deutschland neidisch schauen wird.

Mittlerweile ist eine Entwicklung eingetreten, die mich überrascht. Dass sich die Einwohner von Wacken mit dem Festival arrangiert haben, ist schon erstaunlich genug. Kenn ich doch zu genüge die Abwehr-Diskussionen in meiner Heimatstadt und in Dortmund („zu laut“, „zu gefährlich“, „zu müllig“, „zu viel Gewalt“, „zu viel Alkohol“, „zu viel Dreck“, „verkommen der Sitten“ und „alles potentielle Amokläufer“). Aber nun gibt es in Wacken einen „Private Strip“ für 30€ in einer Garage, es wurden Dixis an der Wackener Hauptstraße  aufgestellt, die auch noch alle 2Stunden geleert werden (sic!), und aus jedem VW- Bulli lässt sich doch auf Teufel komm raus eine Bierbude machen.  Die Dorfbevölkerung arrangiert sich auch noch damit, dass die Festival Besucher offensichtlich ihr Festivalgelände verlassen, um sich mit den „normalo Bedürfnissen“ einzudecken und sich eine gewisse Freude an der Provokation der Einheimischen nicht verkneifen können.  Es scheint sich sogar eine Freundschaft zwischen beiden Gruppen zu entwickeln; wohlwissend, dass nach einigen Tagen alles vorbei ist und auch der letzte Besucher abgezogen ist.

Nun aber ist in diesem Jahre etwas Neues aufgetreten bzw. mir fällt es in diesem Jahr besonders auf:  Die Medienpräsenz ist gewachsen. Wurde vor einigen Jahren eine Dokumentation von einer Asiatin gedreht, fand man in einschlägigen Zeitschriften und Zeitungen Hinweise und mit der Zeit auch größere Berichte oder Artikel. Dieses Jahr waren Berichte in diversen Zeitungen zu finden. Durchaus überrascht war ich, in der Zeit- Ausgabe vom 6.08.09 über das Wacken zu lesen. Auch Pro Sieben berichtete in einem fast 5 Minütigen Trash- Beitrag und in diversen weiteren Blättern und Zeitungen der „etablierten Presselandschaft“ war über das Festival zu lesen. Teils mit Bewunderung, teils mit Skepsis aber durchaus immer mit dem Wunsch, eine neue „Jugendkultur“ darin zu finden. Das wirft in mir aber die Frage auf, in wie fern dieser Medienrummel das Wacken als Treffpunkt für eine Subkultur verändert und ob es im Sinne der Veranstalter und Besucher sein kann. Wird dadurch einer Kommerzialisierung Vorschub geleistet? Bleibt das Wacken damit noch das Wacken? Oder wird es mehr und zu einem gesellschaftlichen Event? Ich werde gespannt auf das Wacken Open Air 2010 (WOA 10) schauen.

Bleibt mir aus meiner Presseschau noch eine letzte Anekdote zu berichten. Die Schleswig- Holsteinische Landesregierung (sofern es sie denn noch gibt) empfahl  auf das Küssen zu verzichten, da sich dadurch die Schweingrippe stark verbreiten könne.

In diesem Sinne

Platzebo

PS: Wie sich herausgestellt hat, existiert in meinem Freundeskreis der Wunsch, dass David Hasselhoff auf dem WOA 10 für seine Verdienste um die Wiedervereinigung Deutschlands geehrt werden soll. Ob dies so kommt?  Es wäre ein weiterer Bruch, aber sicherlich ein Highlight.